Yoga Ernährung im Wandel der Zeit: Von den frühen Wanderyogis, über den Buddha und Tantra bis zum mittelalterlichen Haṭha Yoga

Die Geschichte von Yoga und Ernährung ist ein weitreichendes Thema, das sich wie so vieles im Laufe der Zeit stark gewandelt hat und immer noch wandelt. In diesem Artikel möchte ich einige eindringliche Beispiele aus ganz verschiedenen Zeiten (Epochen) zum Thema Yoga und Ernährung betrachten. Hierbei kann eine spannende Entwicklung festgestellt werden.

Yoga und Ernährung vor unserer Zeitrechnung: Der erste westliche Bericht

Bereits als die Truppen Alexander des Großen 326 v. u. Z. in Indien ankamen, hatten die indischen Yogīs einen bemerkenswerten Einfluss auf die griechischen und makedonischen Landsleute. Dies lässt sich anhand verschiedener Berichte rekonstruieren, welche das Gesehene und Erlebte unterschiedlich interpretieren und klassifizieren. In den Berichten von Herodotus, einer von Alexanders Historiographen, stoßen wir zum ersten Mal auf griechische Berichte indischer Yogī-Asketen. Sie galten als Menschen, die nur wilde Pflanzen aßen. Sie töteten keine Tiere, weil sie dem Ackerbau und der Jagd nicht fähig seien. Sie lebten ohne Häuser und wurden als primitive Leute vom Ende der Welt betrachtet (Karttunen 1997:55). Um zu sterben, gingen sie in die Wildnis, weil sie keine zivilisierten Bestattungsriten kannten. Hier ein Beispiel aus einem überlieferten Quelltext:

Herodotus Book 3: Thaleia [100]

100. Other Indians have on the contrary a manner of life as follows:–they neither kill any living thing nor do they sow any crops nor is it their custom to possess houses; but they feed on herbs, and they have a grain of the size of millet, in a sheath, which grows of itself from the ground; this they gather and boil with the sheath, and make it their food: and whenever any of them falls into sickness, he goes to the desert country and lies there, and none of them pay any attention either to one who is dead or to one who is sick.

100. [1] ἑτέρων δὲ ἐστὶ Ἰνδῶν ὅδε ἄλλος τρόπος· οὔτε κτείνουσι οὐδὲν ἔμψυχον οὔτε τι σπείρουσι οὔτε οἰκίας νομίζουσι ἐκτῆσθαι ποιηφαγέουσί τε· καὶ αὐτοῖσι ἐστὶ ὅσον κέγχρος τὸ μέγαθος ἐν κάλυκι, αὐτόματον ἐκ τῆς γῆς γινόμενον, τὸ συλλέγοντες αὐτῇ τῇ κάλυκι ἕψουσί τε καὶ σιτέονται. ὃς δ᾽ ἂν ἐς νοῦσον αὐτῶν πέσῃ, ἐλθὼν ἐς τὴν ἔρημον κεῖται· φροντίζει δὲ οὐδεὶς οὔτε ἀποθανόντος οὔτε κάμνοντος.

Quelle: http://www.sacred-texts.com/cla/hh/hh3100.htm

Gehen wir lediglich auf diese Quelle ein, müssen wir anhand der Aussage „aßen nur wilde Pflanzen“ davon ausgehen, dass die Yogīs, die Herodot beobachtet hatte, Veganer waren. 326 v. Chr. existierten viele yogisch-asketische Gruppierungen, die durch Nordindien streiften. Eine der wichtigsten Quellzeugnisse dieser frühen Yogīs sind zweifelsohne, die der frühen Jainas und Buddhisten. Obwohl Mahavīra und Buddha eigene religiöse Bewegungen gründeten, entstanden ihre Lehren jedoch nicht aus dem Nichts. Sie sind ein Produkt des damaligen Zeitgeistes. Bereits lange vor ihnen gab es Menschen, die an Karma und Wiedergeburt glaubten, sich in Gewaltlosigkeit und Meditation übten und nach tiefgreifender Erkenntnis über die Welt strebten (Bronkhorst 2007: 20).

Yogische Ernährung der Jaina-Asketen

Laut dem renomierten Indienforscher Johannes Bronckhorst in seinem Buch „Greater Magadha“ (2007), scheint heutzutage vieles darauf hinzudeuten, dass zentrale Elemente des Yoga ihren Ursprung im Großraum Magadha hatten. Die Lehren des Mahavīra (650 v. u. Z.) und des Buddha waren keine kompletten Neuschöpfungen, sondern basierten, wie wir heute wissen, auf Grundgedanken von Weltanschauungen und Praktiken, die bereits lange zuvor in diesem Kulturkreis zirkulierten (Bronkhorst 2007: 22).

Eine der möglicherweise ältesten und ursprünglichsten Formen yogischer Ernährung könnte in den heute noch lebendigen Praktiken der Jainas zu finden sein. Sie gilt bis zum heutigen Tag als eine der rigorosesten Formen spirituell motivierter Ernährung auf dem indischen Subkontinent und darüber hinaus. Im Folgenden sollen die zentralsten und interessantesten Aspekte der Jaina-Ernährung aufgelistet werden:

Der Verzicht auf Fleisch, Fisch und Eier basiert auf dem Prinzip von Nicht-Verletzen (ahiṃsa). Jeder Akt, durch den ein Lebewesen direkt oder indirekt getötet oder verletzt wird, wird als ein gewaltvoller Akt angesehen (himṣa), der für denjenigen, der den Akt vollzieht, eine schädliche karmische Reaktion zur Folge hat (Laidlaw 1995: 26-30, 191-195). Die religiöse Pflicht von ahiṃsa wird von Jainas, Buddhisten und Hindus geteilt. Jainas glauben, dass die Befolgung von ahiṃsa die absolut höchste Pflicht für Jeden darstellt (Wiley 2006: 438). Insgesamt unterscheiden Jainas fünf Typen von Lebewesen. Nur die allerniedrigsten Lebewesen, welche nur mit einem einzigen Sinn (ekendrīya), dem Berührungssinn, ausgestattet sind, dürfen gegessen werden: Gemüse, Obst, Kräuter, Cerealien etc. (Champat Rai Jain 1917: 79).

Obwohl Milchprodukte toleriert werden, befürworten viele zeitgenössische Jaina-Gelehrte den Veganismus, da die moderne kommerzialisierte Produktion von Milchprodukten ebenfalls als Akt der Gewalt angesehen wird. In früheren Zeiten wurden Milchtiere immer geheiligt, liebevoll umsorgt und nicht getötet oder unwürdig gehalten. Laut Jaina Texten war es aber immer untersagt, die vier sog. mahavigai (zu dt. die vier Perversionen) zu konsumieren: Wein, Fleisch, Butter und Honig. Außerdem war es untersagt, jegliche Art von Feigen zu konsumieren (Vijay K. Jain 2012: 44).

Jainas sind sehr darauf bedacht auch Pflanzen nicht zu verletzen. Gewalt gegen Pflanzen wird nur in dem Maße akzeptiert, sofern es unumgänglich für das menschliche Überleben ist. Bezüglich dem Umgang mit Pflanzen gibt es strenge Regeln: Es wird auf Wurzelgemüse verzichtet, da diese als ananthkay betrachtet werden, was soviel bedeutet wie „ein Körper, aber unendlich viele Leben beinhaltend“. Es wird außerdem darauf geachtet, dass nur solches Gemüse gegessen  wird, welches nicht die ganze Pflanze tötet (Tähtinen 1976: 105).

Pilze und Hefe werden nicht gegessen, da sie unter unhygienischen Bedingungen gedeihen und andere Lebensformen beinhalten könnten. Honig wird nicht gegessen, da dafür Gewalt gegen Bienen angewendet werden muss (Hemacandra: Yogaśāstra 3.37).

Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass keine fermentierten Nahrungsmittel wie Bier, Wein und andere alkoholische Getränke konsumiert werden, um zu verhindern, dass eine große Anzahl von Mikroorganismen durch den Fermentationsproizess getötet werden (Vijay K. Jain 2012: 45).

Die Berichte über den historischen Buddha – Interessante Quellen früher yogischer Ernährung

Einer der ältesten Berichte zu Buddhas Leben ist die sog. Buddhacarita. Im zwölften Kapitel lesen wir von einem der bedeutendsten und letzten Lehrer des Buddha, vor seiner Erleuchtung, namens Ārāḍa Kālāma. Dieser lehrte dem Buddha die vollständige Lehre des Sāṃkhya-Yoga, so wie wir sie im Yogasūtra und der Sāṃkhya-Kārikā überliefert haben. Buddha übernahm den größten Teil dieser Lehre und fügte seine spezielle Meditationstechnik, die heute noch unter dem Namen Vipassana bekannt ist, hinzu. Aus diesem Grund überschneiden sich so viele technische Begriffe aus dem Yoga und dem Buddhismus.

Da sich der Buddhismus und Yoga so nahe stehen, ja der Buddhismus sogar als eine Form des Yoga betrachtet werden kann, können wir sicherlich auch legitim von Parallelen in der Eßkultur zu dieser Zeit ausgehen. Aber was aßen der Buddha und seine Mönche den historischen Quelltexten zufolge?

Es folgt eine Aufzählung der Passagen aus dem Pali-Kanon (früheste Buddhistische Texte) in denen davon berichtet wird, was der Buddha und seine Mönche aßen.

  • Milchreis-Porridge und frischen Ghee (Udana 4.3)
  • Wilden Reis (Majjhima Nikaya I. 78)
  • Reis mit Körnern (M. 247), (Majjhima Nikaya 36.33)
  • Gersten-Honig Bällchen (Vinaya I. 4)
  • Reis mit Curry (Majjhima Nikaya II. 7)
  • Rosenapfel, Mango, Kirchpflaumen (Vin. I. 30)
  • Gedampfte Gerste und Reis (Vinaya, Suttavibhanga 1)
  • Blattsalat und Fruchtsalat (Vinaya, Suttavibhanga 33.1)
  • Gemüse und Reis (Vinaya, Cullavagga VI 4.1)
  • Milch (Vinaya, Mahavagga VI 34.20)
  • Wässriger Reis-Porridge und Honig-Klumpen (Vinaya, VI 24.3-7)
  • Gemüse und Brot (Vinaya, VI 36.7)
  • Ghee, Honig, Zucker, Reis, Milch (Vim. 1.5)
  • Zuckerrübensirup (Vim. 3.5.25) und (Vim. 4.2) und (Vim. 6.4) und (Vim 6.5)
  • Reiskruste (Vim. 2.10)
  • Reiskuchen (Vim. 1.13)
  • Süßer Kuchen (Vim. 3.5.2) und (Vim. 3.5.48)
  • Kuchen (Vim. 3.1) und (Vim. 3.5.47)
  • Zuckerrohr (Vim. 3.2) und (Vim. 3.5.26) und (Petav. 4.5)
  • Reiskruste, Suppen und Curries (Vim. 2.3)
  • Mangos (Vim. 6.3) und (Vim. 6.5) und (Vim. 4.8)
  • Mango Grütze (Vim. 3.5.37)
  • Oil seed cake (Vim. 3.5.47)
  • Timbaru Frucht (Vim. 3.5.27)
  • Süße Gurke (Vim. 3.5.28) und Gurke (Vim. 3.5.29)
  • Früchte (Vim. 3.5.30)
  • Gemüse (Vim. 3.5.33)
  • Lotuswurzeln (Vim. 3.5.35)
  • Reispudding (Vim. 6.7)
  • Reisbrei (Vim. 4.4) und (Vim 4.5) and (Petav. 3.5)
  • Reis, Rübensaft, Zuckerrüben (Vim. 5.12)
  • Reisgrütze und Mangos (Petav. 4.12)
  • Bohnen, Gretreide (Vim. 7.6)

Quelle: http://www.palikanon.com

Ein ausführliche Studie zum Thema Vegetarismus im Buddhismus findet sich hier.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Ernährung der buddhistischen Yogīs weniger strickt gehandhabt wurde als bei den Jainas. Zum Beispiel wird Honig konsumiert. Außerdem wird nicht gesonderte Rücksicht auf Pflanzen genommen. Milchprodukte gehören uneingeschränkt zur Nahrung der frühen Buddhisten. Allerdings war die Tierhaltung damals auch wesentlich artgerechter.

Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die meisten Yogī-Asketen die darauf folgenden Jahrhunderte ähnlich ernährten. So lesen wir zum Beispiel in der Manusmṛti (ca. 200 n. u. Z.), einem Rechtstext aus dem sog. Brahmanismus:

„Fleisch kann nicht ohne das Verletzen von Tieren beschafft werden. Derjenige der kein Fleisch isst, wird ein liebenswerther Mensch. Er wird nicht von Krankheit gequält werden. Es gibt keinen größeren Sünder als den Menschen, der versucht die Masse seines eigenen Fleisches durch das Fleisch anderen Lebewesen zu vergrößern. Nachdem man so den niederträchtigen Ursprung des Fesselns und Schlachtens körperlicher Wesen berücksichtigt wurde, möge er vollständig darauf verzichten Fleisch zu essen.“ (Manusmṛti: 5.48-53)

Konsum von Fleisch und Fisch im tantrischen Yoga – Das Brechen von Tabus

Ab der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends n. u. Z. formen sich die tantrischen Traditionen des Yoga. Im Tantra geht es nicht nur um Yoga, sondern oft stehen Initiationen und Rituale im Vordergrund. Dennoch bildet die Yoga Praxis in vielen tantrischen Traditionen einen wichtigen Bestandteil des spirituellen Lebens. Tantras sind Lehrschriften mit dazugehörigen Gruppierungen und Schulen, die den Śiva- und Viṣṇuverehrern sehr nahe stehen. Sie sind jedoch oftmals primär dem weiblichen kosmischen Prinzip, also der Śakti gewidmet. Allerdings sind die Grenzen zwischen Śivaismus und dem Śaktismus fließend. Die ursprünglichen Tantras zeigen normalerweise Dialogform und nennen das Göttliche, nicht einen menschlichen Autor, als Verfasser. Die Hindu-Überlieferung führt 64-Tantras (wahrscheinlich aber mehr) an. Das in den Tantras enthaltene Themenfeld ist groß: Erschaffung der Welt, Geschichte der Welt, Namen und Funktion zahlreicher Gottheiten und höherer Wesen, die Arten ritueller Verehrung, allerlei yogische Praktiken, Magie, Zauber, Zukunftsvorhersage, esoterische „Physiologie“ (Beschaffenheit des fein- und grobstofflichen Körpers etc.), Erweckung der geheimnisvollen Schlangenkraft (kuṇḍalinī-śakti); Techniken der körperlichen und geistigen Reinigung, die Natur der Erleuchtung, heilige Sexualität uvm.

Wahrscheinlich folgten die meisten Anhänger der tantrischen Traditionen einer vegetarischen Kost, da ihre Yogalehren oft aus älteren Traditionen übernommen wurden. Es gibt jedoch interessante Ausnahmen. Eine, ist das tantrische Ritual der „Fünf M“, das sog. pañca-makāra Ritual. Die fünf rituellen Elemente tragen alle Namen, die mit dem Buchstaben „m“ beginnen. 1) madya (Wein), 2) matsya (Fisch), 3) māṃsa (Fleisch) 4) mudrā (hier: gedörrtes Getreide) 5) maithuna (Geschlechtsverkehr).

Die fünf Praktiken wurden in sog. „rechtshändigen“ Tantra-Schulen nur sinnbildlich verstanden, in sog. „linkshändigen“ Schulen aber buchstäblich ausgeführt. Diese Elemente wurden in diesem Ritual gezielt für spirituelle Zwecke genutzt. In den linkshändigen Schulen wurde der Wein als kathartisches Mittel genutzt. Er sollte den Verstand von den Sorgen des Lebens reinigen. Auch der Verzehr von Fisch und Fleisch, für die meisten Hindus normalerweise verboten, diente dem Zweck einen veränderten Wahrnehmungszustand zu induzieren. In der Literatur findet sich kein Hinweis darauf, was genau gedörrtes Getreide bewirken sollte. Es ist jedoch möglich, dass es sich um gedörrtes Mutterkorn gehandelt hat, was z.B. bereits bei den alten Griechen bekannt war und psychedelische Wirkung hat. Ebenso sind Rauschmittel, wie Marihuana und Stechapfel in tantrischen Riten zur Verwendung gekommen. Es war den Praktizierenden bewusst, dass sie mit ihren Praktiken gesellschaftliche Tabus brechen. Doch sie rechtfertigten dies durch ihre Zielsetzung. Es ging hier (zumindest offiziell) nicht um die Befriedigung der Sinne, sondern um die Transzendierung des Ichs auf der Ebene der körperlichen Existenz (Feuerstein 2008: 567-568).

Yogische Ernährung im Haṭha Yoga

Weitere spannende Zeugnisse zu yogischer Ernährung findet sich in der frühen und klassischen Literatur des Haṭha Yoga. Sie entstand ab dem 11. Jh. in Indien. Diese Literatur ist unmittelbares Zeugnis der mittelalterliche yogisch-asketischen Gruppierungen. Sicherlich existieren zwischen dem zweiten und dem 12. Jahrhundert n. u. Z. viele weitere Sanskrit-Quellexte, die hinsichtlich yogischer Ernährung betrachtet werden könnten. Aus Umfangsgründen möchte ich mich hier jedoch auf zwei Beispiele beschränken. Einer der frühesten Texte des Haṭha Yoga ist das sog. Dattātreyayogaśāstra. Die folgende Passage über yogische Ernährung wird im Rahmen des Themas prāṇāyāma (Atembeherrschung) eingeführt. Sie wird nun in der Übersetzung von James Mallinson wiedergegeben:

(67-69) If he practises thus for three months, purification of the nāḍīs arises.  When the nāḍīs are purified, then perceptible signs appear in the body of the yogin. I shall teach all of them. Suppleness of the body, radiance, an increase in the digestive fire and leanness of the body are sure to arise. Then I shall tell you things that create obstacles to yoga and are to be avoided: (70) salt, mustard, food which is sour, hot, dry or sharp; overeating is to be avoided, as is sexual intercourse with women. (71) The use of fire is to be shunned, and one should avoid gatherings of rogues. And now I shall teach the means to quick success in yoga: (72) milk, ghee and sweetened grain; and one should eat sparingly. And [the yogin] should perform his breath practice at the aforementioned times. (73) After that he should have the ability to hold his breath as long as he wishes. “Pure” (kevala) breath-retention is mastered as a result of holding one’s breath for as long as one likes. (74) Once pure breath-retention, free fromexhalation and inhalation, is mastered, there is nothing in the three worlds that is unattainable for [the yogin].

(Mallinson 2014: 4).

Im Folgenden sollen weiterhin einige Verse über Ernährung und Yoga aus der (Haṭha)yogapradīpika (HYP), dem Klassiker des Haṭha Yoga, betrachtet werden. Hier wiedergegeben in der Übersetzung der Online-Edition von Dr. Ronald Steiner.

„Bekömmliche, süße Nahrung, [bei der] ein Viertel [des Magens] leer [bleibt], | [und die] achtsam verzehrt wird, das wird moderate Ernährung (Mitahara) genannt. || HYP 1.60||

Bitteres, Saures, Beißendes, Salziges, Scharfes, grünes Gemüse, saurer Haferschleim, Sesam Öl, Sesam, Senf, Alkohol, Fisch, |
Ziege, anderes Fleisch, saure oder mit Wasser vermischte Milch, Pferdebohne, Jujube-Frucht, Ölkuchen, Teufeldreck, Knoblauch und weiteres soll nicht gegessen werden. || HYP 1.61||

[Ein Yogi] sollte danach trachten, unvorteilhafte Nahrung zu vermeiden. [Dazu gehört auch:] |
Aufgewärmtes, Fett reduzierte Produkte, sehr Salziges, sehr Saures, Abgestandenes und auch zu viele Gemüse. ||HYP 1.62||

Weizen, Reis, Gerste und alles was innerhalb von 60 Tagen reift [ist] gute Nahrung. Milch, Ghee, kristalliner Zucker, Butter, harter Zucker, Honig, getrockneter Ingwer, die Gurkenfrucht, [sowie] weitere fünf Gemüse, Mung-Bohnen, [sowie] weitere Hülsenfrüchte und Regenwasser, [diese ist Nahrung, die] für die Besten der Yogis angemessen [ist]. ||HYP 1.65||

Nahrhafte, süße und milde Milchprodukte nähren den Körper und sind angenehm für den Geist. Das ist geeignete Nahrung, die der Yogi nutzen sollte. ||HYP 1.66||“

Es zeichnet sich ein klares Bild ab. Auch im frühen und klassischen Haṭha Yoga herrscht strikter Vegetarismus. Allerdings können wir hier beobachten, dass zu dieser Zeit tierische, nicht auf Fleisch basierende Nahrungsmittel, also Milchprodukte mittlerweile sogar stark befürwortet wurden.

Fazit

Es zeigte sich, dass sich die Grundzüge der Ernährungsgewohnheiten der Yogīs, die bereits in den historischen Quellen der frühen yogischen Gruppierungen und Strömungen bestanden, bis ins 15. Jh. gehalten haben. Auf den Konsum von Fleisch wurde, mit Ausnahme mancher linkshändiger Tantra-Gruppierungen, grundsätzlich verzichtet. Wir können feststellen, dass aus historischer Sicht yogische Ernährung in den hier betrachteten Quellen fast immer vegetarisch gewesen ist. In den frühesten Quellen, die in diesem Artikel betrachtet wurden, wird vegane oder sogar rohvegane Ernährung vorgeschrieben. Bereits zu Zeiten des Buddha standen dann auch vegetarische Produkte für die Yogīs auf dem Speiseplan. Die tierischen Milchprodukte werden im Gegensatz zu den frühsten Quellen, wo sie dezidiert strikt abgelehnt wurden, spätestens ab den frühen Quelltexten des Haṭha Yoga sogar eindringlich empfohlen.

Literatur

Aśvaghoṣa. Cowell, Edward B. (ed.) (2005). The Buddha-Carita or The Life of Buddha.

Bronkhorst, Johannes (2007). Greater Magadha. Brill.

Feuerstein, Georg (2008). Die Yoga Tradition – Geschichte, Literatur, Philosophie & Praxis. Yoga Verlang. Wiggensbach

Jain, Vijay K. (2012). Acharya Amritchandra’s Purushartha Siddhyupaya: Realization of the Pure Self, With Hindi and English Translation, Vikalp Printers.

Karttunen, Klaus (1997). India and the Hellenistic World. Helsinki: Finnish Oriental Society.

Laidlaw, James (1995): Riches and Renunciation. Religion, economy, and society among the Jains. Oxford.

Mallinson, James (2014). Dattātreya’s Discourse on Yoga.

Quarnström, Olle (2002). The Yogasastra of Hemacandra : a twelfth century handbook of Svetambara Jainism.

Steward, J. James (2010). The Question of Vegetarianism and Diet in Pāli Buddhism. In: Journal of Buddhist Ethics ISSN 1076. Volume: 17.

Svātmarāma, Svami. Steiner, Ronald (ed.). Haṭhayogapradīpika. Online Edition und Übersetzung.

Wiley, Kristi L. (2006). Flügel, Peter (ed.). Ahimsa and Compassion in Jainism. In: Studies in Jaina History and Culture. London.